„Ich denke, das Wichtigste, das uns fehlt, sind Trauerrituale, die uns den Weg durch die Trauer zeigen, das Gefühl der Sicherheit auf diesem Weg geben, die Erlaubnis und die Solidarität der anderen enthalten und die durch symbolische Handlungen den Weg durch die Trauer ebnen können."
Jorgos Canacakis- Ich sehe deine Tränen. Trauern, Klagen, Leben können
Entstehungsgeschichte
Viele Jahre lang hatte ich den Eindruck, dass Trauer ein Gefühl ist, das den großen Verlusten und Schicksalsschlägen im Leben vorbehalten ist. Umso mehr ich mit mir selbst in Verbindung komme, umso häufiger merke ich allerdings, wie es so viele Alltagssituationen gibt, die mich ebenfalls traurig stimmen, aber nie beweint werden, weil sie von mir selbst als nicht wichtig genug bewertet werden um diese Aufmerksamkeit von mir zu bekommen. Den Kloß runterschlucken und einfach weitermachen schien mir viel schneller und irgendwie auch unkomplizierter. Manchmal empfand ich es dann als richtig erleichternd, wenn ich einmal so erschöpft war, dass ich einfach mal alles rausweinen musste.
Als ich im Rahmen meiner Gesangstherapieausbildung ein Klageritual, angelehnt an die Trauerarbeit von Jorgos Canacakis, erleben durfte, spürte ich wie befreiend es ist, all meinen Ängsten und Sorgen, die in meinem Alltag mitschwingen und sonst nie betrauert werden, mit „Leib und Seele“ Ausdruck verleihen zu können. Durch das Betrauern in der Gruppe fühlte ich mich so aufgehoben, angenommen und gesehen. Durch den Einsatz von Stimme und Körper fühlte ich mich so gereinigt, so gehört, so lebendig. Ich spürte förmlich wie angestaute Energien wieder ins Fließen kommen und welch heilsame und therapeutische Kraft dieses Ritual in sich trägt. Ich spürte wie Trauer ein wesentlicher Bestandteil eines lebendigen Lebens ist. Dieses Erlebnis weckte in mir die Vision einen Rahmen zu schaffen in dem Menschen regelmäßig die Möglichkeit haben, gemeinsam mit Anderen der Schwere in ihrem Leben Ausdruck zu verleihen, all das zu Betrauern was sonst vielleicht übersehen wird. Durch den Trauerkreis mit Stimme hat diese Vision nun Gestalt angenommen.
Neben dem Werk von Jorgos Canacakis (MyroAgogik, LebensEntwicklungs und TrauerUmwandlungsModell), waren auch die Verzweiflungsarbeit von Joanna Macy (The work that reconnects) und die Praxis des Bedauerns in der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg, wie z.B. bei den Mourning Circles wundervolle Inspirationsquellen.
„Trauer ist wie Wasser. [...]Trauer hilft uns, loszulassen und uns dem Fluss des Lebens hinzugeben. Sie reinigt uns von allem, was dem im Weg steht [...]Indem ich trauere, akzeptiere ich was ist und würdige zugleich meine Wunsch, es anders zu haben.“
Vivan Dittmar- Gefühle und Emotionen. Eine Gebrauchsanweisung
Wozu trauern?
In dem Trauerkreis mit Stimme geht es nicht darum etwas zu heilen, zu lösen, oder wegzubetrauern. Das Thema ist da, und wird auch nach dem Trauerkreis da sein. Doch der Trauerkreis gibt dir die Möglichkeit der Schwere in einem geschützten Rahmen einmal Raum zu geben, gemeinsam mit Anderen für eine begrenzte Zeit hinzuspüren, ohne sich darin zu verlieren, und dieses Gefühl in dir zur Kenntnis zu nehmen.
Aus der Starre wird ein Fluss
Aus der Ohnmacht wird Lebendigkeit
Aus der Enge wird Raum
Aus dem Wirbel wird Ruhe
Wenn du Interesse an mehr Hintergrundwissen zur Trauer und deren Bedeutung für uns Menschen hast, lies gerne meinen Beitrag „Die Kraft des Trauerns“
"Im Trauerkreis wurde mir ein geschützter Raum geboten, um dem eigenen Schmerz eine Stimme zu geben und eine neue Kraft für meinen Heilungsweg zu schöpfen."
-Teilnehmerin
"Im Trauerkreis konnte ich meine Stimme frei ausdrücken und fühlte mich danach innerlich lebendiger. Ich habe mich in meiner Trauer gut aufgehoben gefühlt durch Sophie's einfühlsame Begleitung."
-Teilnehmerin
"Der Trauerkreis war für mich ein geborgener, von Sophie achtsam gehaltener Raum, in dem meine Trauer sich zeigen, sein und niederlassen durfte.
Wie uralte Rituale kamen mir die gemeinsam getönten Klagelaute und repetitiven Körperbewegungen vor, die mir halfen meine Trauer auch aus tieferen Schichten an die Oberfläche und in den Ausdruck kommen zu lassen.
Ein heiliger Raum, der zu einem regelmäßig wiederholten Ritual werden darf."
-Teilnehmerin
„Danke Sophie, für deine achtsame und professionelle Begleitung während des Trauerkreises. Ich habe mich wunderbar geborgen gefühlt. Meine Trauer zu einem eher ungewöhnlichen Thema ausdrücken zu können, war sehr entlastend.
Ich finde die Möglichkeit, in einer kleinen Gruppe singend und tönend zu klagen, genial. Auch die Zeit zu ruhen und zu reflektieren hat gutgetan.“
-Teilnehmerin
"In welchem Raum sonst dürfen Traurigkeit und Leid so kraftvoll über die Stimme aus dem Körper befreit werden?- Jeder in seinem eigenen Tempo, mit der eigenen Intensität.
Sophie begleitet diesen Prozess mit großer Feinfühligkeit und Klarheit, schafft einen sicheren Raum, der es ermöglicht am Ende wieder ganz bei sich anzukommen- gefühlt um ein paar Kilo leichter!
Danke für diese wundervolle Erfahrung!"
-Teilnehmerin
Für wen ist der Trauerkreis mit Stimme geeignet?
Der Trauerkreis mit Stimme ist für alle geöffnet, die den Wunsch verspüren in einem geschützten Rahmen den schweren Themen in ihrem Leben Aufmerksamkeit zu schenken. Stimmliche Voraussetzungen gibt es keine. Die Stimme dient hier lediglich als Werkzeug um der gespürten Trauer Ausdruck zu verleihen und erklingt immer gemeinsam mit anderen Stimmen.
Inhaltlich können die Themen die dich zum Trauerkreis führen sehr breit gefächert sein. Es kann sich um
schmerzhafte Verluste handeln,
wie Tod oder Trennung von geliebten Menschen, Verlust von Arbeit, Gesundheit oder anderen existenziellen Sicherheiten
um gesellschaftspolitische Themen,
wie Kriege, die Klimakrise, der zunehmende politische Rechtsruck, die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft, soziale Ungerechtigkeiten und Ausgrenzungen
um alltägliche Herausforderungen,
wie ein ständiger Leistungsdruck, die Angst den Aufgaben im Leben und den (eigenen) Erwartungen nicht gerecht werden zu können, das Gefühl zu wenig Zeit für die eigenen Kinder/ andere Menschen/ die schönen Dinge im Leben zu haben, fehlende Selbstwirksamkeit,
oder auch das wiederkehrende bedrückende Gefühl
von Einsamkeit, nicht nachholbaren Versäumnissen, Handlungsunfähigkeit, Orientierungslosigkeit, Unzugehörigkeit, Ungenügsamkeit, Zukunftsangst, Angst vor bevorstehenden Verlusten
Welches Thema du wählst ist dabei ganz dir selbst überlassen. Um allen Teilnehmer*innen einen individuellen Trauerprozess zu ermöglichen werden die Teilnehmer*innen im Rahmen des Trauerkreises mit Stimme dazu angeleitet mit ihrer eigenen Trauer in Verbindung zu kommen, ohne dabei zwingend mit den anderen in Austausch zu gehen. Wenn du einen großen Mitteilungsbedarf zu deinem Trauerthema verspürst, oder den Eindruck hast, das Thema ist in seiner Intensität zu überwältigend für ein Gruppensetting, empfehle ich dir eine therapeutische Einzelbegleitung aufzusuchen. Bitte sei dir jedenfalls im Klaren, dass der Trauerkreis mit Stimme ein unterstützendes Zusatzangebot ist und keine Psychotherapie ersetzen kann.
Wie läuft der Trauerkreis mit Stimme ab?
Im Mittelpunkt des Trauerkreises mit Stimme steht ein gesangstherapeutisches Klageritual, in dem Körper und Stimme dazu eingesetzt werden der eigenen Trauer gemeinsam mit den anderen Teilnehmer*innen Ausdruck zu verleihen. Um die Teilnehmer*innen auf dieses Ritual vorzubereiten werden eingangs Lieder gesungen, und diverse Aufwärmübungen für Stimme und Körper durchgeführt, die auch dazu dienen, die Hemmungen, die meist mit dem emotionalen Einsatz von Stimme einhergehen, schichtweise abzulegen. Nach dem gesangstherapeutischen Klageritual haben die Teilnehmer*innen die Möglichkeit sich mit dem Erlebten kreativ auseinanderzusetzen. In einem abschließenden „Herzraum“ (= Redekreis) können alle Anwesenden das Teilen was Ihnen jetzt gerade wichtig zu sagen ist. Je nach Intensität des Herzraumes dauert der Trauerkreis mit Stimme zwischen 1 ½ und 2 Stunden. Abschließend besteht die Möglichkeit bei einem gemeinsamen Abendessen (veganer Eintopf) den Trauerkreis mit Stimme informell ausklingen zu lassen.
Termine, Anmeldung und Kosten
Nächste Termine:
Fr, 8.11.2024 18:00-20:00 ( mit informellen Ausklang bis ca. 20:30)
Fr, 6.12.2024 18:00-20:00 ( mit informellen Ausklang bis ca. 20:30)
Um eine verbindliche Anmeldung bis 2 Tage vor dem Termin (Mittwoch Abend) wird gebeten.
Der Trauerkreis mit Stimme findet ab einer Teilnehmerzahl von 3 Leuten statt.
Maximale Teilnehmerzahl: 7
Ort: Sampospace- Sampogasse 14, 1140 Wien (U3, 10, 10A, 12A, S45)
Beitrag: EUR 30,- bis 50,- inkl. Verpflegung* (je nach Selbsteinschätzung und innerer Bereitschaft)
Den gewünschten Betrag bitte nach Möglichkeit passend mitnehmen. Die Rechnung wird direkt vor Ort ausgestellt.
*Ankommenstee und Snacks, veganer Eintopf
"Geburt und Tod gehören zusammen. Der Trauerschmerz kündigt die Geburt von etwas Neuem an, das lebendig ist."
Jorgos Canacakis- Ich sehe deine Tränen. Trauern, Klagen, Leben können